Amphi Festival – Samstag 21.07.2012
Bereits zum 8ten Mal färbte sich das Gelände um den Tanzbrunnen in Köln schwarz. Mehr als 16.000 Besucher genossen am Wochenende des 21.07 und 22.07.12 bei super gutem Wetter ein grandioses Lineup!
SAMSTAG, 21.7.12
Bereits ab 10 Uhr war die Festival Crew bereit die Massen zu empfangen. Wie gewohnt verliefen Einlasskontrolle und Bändchen-Vergabe reibungslos und so konnte man sich in aller Ruhe erst einmal auf dem Gelände umsehen und orientieren, bis es dann pünktlich um 12 Uhr auf der Mainstage mit THE WARS los geht.
Sänger Chris Kowski leitete das Festivalwochenende mit seichten new Wave Klängen ein, zumindest die ersten 4 Reihen vor der Mainstage waren bereits von Anfang an gefüllt und die Laune war positiv. Einige wurden animiert zum Mitswingen, die meisten allerdings versuchten zu dieser Uhrzeit noch munter zu werden. Langsam kam auch die Sonne raus, die dieses Unterfangen wesentlich vereinfachte.
Der dauerhafte Wechsel zwischen Staatenhaus und Mainstage hat zur Folge, dass meist nur die ersten Songs angehört werden konnten, aber so können wir euch wenigstens über nahezu jede Band ein bisschen erzählen.
Weiter ging es nun drinnen mit EISENFUNK. Ungeduldig riefen die Fans schon vor Beginn der eigentlichen Spielzeit „EISENFUNk“ im Chors. Die Erwartungen waren groß! Hits wie „Duck and Cover“ oder „Pong“ ließen die Menge hüpfen und die Party konnte starten. Vom ersten Beat an tanzten und zappelten die Elektro- und Industrialmenschen im Takt, die lang geprobten Choreografien wurden zur Perfektion umgesetzt. Micha, Toni und Arthur gaben auf de rBühne alles um die Stimmung anzuheizen. Alles in Allem ein schönes Schauspiel mit leuchtenden LEDs und bunten Plastikschläuchen in den Haaren.
Etwas melodischer hingegen im Anschluss A LIVE [DIVIDED]. Es wurde laut und es wurde gerockt!
Frontmann Jürgen Plangger gewohnt lässig in Lederjacke konnte auf einen richtig gut gefüllten Platz vor der Bühne blicken, in den ersten Reihen waren schon einige Fans vertreten die unermüdlich Jürgens Animationen folge leisteten. Die Dauerbrenner „Doesn´t Count“, „Change“ oder „Heart on Fire“ pushten die Stimmung noch einen Tick mehr. Überraschender Weise hatten die 5 Münchner auch einen Coversong dabei, die VNV Nation-Hymne „Perpetual“ wurde beeindruckend interpretiert und performt! Natürlich war im Graben auch Special Guest Alexx Wesselsky (EISBRECHER) anwesend und beäugte den Auftritt seines Gitarristen als Frontmann.
TYSKE LUDDER beschrieben ihren Auftritt gleich z Beginn treffenderweise selbst mit den Worten „einfach geil!“. Denn das war es! Eine große Anhängerschar hatte den Weg zurück ins Staatenhaus gefunden, wo mittlerweile zur wachsenden Begeisterung auch die Innentemperatur anstieg. Die Jubelschreie nach jedem einzelnen Stück rissen nicht ab, wohl auch weil die durchaus als tabulos zu bezeichnende Bühnenshow durchaus sehenswert war. Claus Albers robbte auf dem Boden herum, in Zwangsjacke und maskiert performte er energiegeladen wie eh und je. Zwischendurch kam es zum Gastauftritt von Jay Smith (Deviant UK) der Claus in einem Song musikalisch unterstützte.
Outdoor luden nun SPETSNAZ ein mit ihnen zu feiern. Die EBMer aus Schweden sind Meister im Grimassenschneiden und beeindruckten durch eine energiegeladene Performance im weißen StandartJäckchen. Der Sound der 80er Jahre EMB Schiene wurde gut durch das Duo in die heutige Zeit transportiert. Song waren u.a. „Allegiance“, „Apathy“ und „Degenerates Ones“, wo im Publikum schon ordentlich mitgesprungen wurde, aber dennoch gesittet gefeiert werden konnte.
Kurz darauf folgen X-RX, welche bereits einmal das Amphi Festival eröffnen durften. Die Jungs hatten hier in Köln ihr Heimspiel und haben im Vergleich zum letzten Amphi-Auftritt einen großen Sprung nach vorn gemacht. Es tat gut diese frische und lebendige Show zu sehen, die Freude stand die beiden ins Gesicht geschrieben. Vom ersten Takt an wurde wieder choreografiert getanzt. CyReX und Sine-x animierten die Leute und ließen sich auch von einem kurzen Laptopproblem nicht aus der Ruhe bringen. In meinen Augen war dies ein absolut gelungener Auftritt mit einer deutlich anwachsenden Fangemeinschaft!
Bei MIND IN A BOX ist nicht wirklich viel auf der Bühne zu sehen. Der Wechsel von Frontmann Stefan Poiss zwischen Mikroständer und Keyboard ist wenig spektakulär und die meiste Zeit hat er ohnehin die Augen geschlossen und konzentriert sich mehr auf die Musik als auf das Publikum. Das spannendste war das Wechseln einer gerissenen Gitarrenssaite. Der seichte Future Pop brachte die aufgeheizten Elektrogemüter wieder etwas runter und lies sie neue Kraft sammeln, denn der Abend war noch lang!
Es geht Schlag auf Schlag. SEABOUND begeistern nun anschließend das Publikum und ich bin überrascht wie man diese doch ruhige und nachdenkliche Musik derart kraftvoll mit viel von links nach rechts springen performen kann. DAS Publikum belohnte die Bemühungen von Frontmann Frank M. Spinath nach jedem Song mit gebührendem Applaus.
Auch ein bisschen Abwechslung darf nicht fehlen und so wurde nun mit mittelalterlichen Klängen von CORVUS CORAX mal stilistisch etwas ganz anderes geboten. Die Spielleute setzten den Auftritt ganz unter die Thematik nordischer Sagen und boten mit Dudelsack, Schalmei, Trumscheit oder Drehleier allerhand Abwechslung. Bereits 1989 gegründet haben sie noch immer das „alte Feuer“ auf der Bühne, da war richtig Betrieb! Frontmann Castus Rabensang und alle weiteren 6 Anwesenden boten eine Show der Extraklasse.
Nachdem ich ASSEMBLAGE 23 leider verpasst habe ging es gleich an der Mainstage weiter mit CAMOUFLAGE. Standesgemäß im weißen Anzug präsentierte Marcus Meyn und Band ein schönes, rundes Synthi-Pop Set. Der wohl größte Hit seit ihre Karriere 1983 startete wurde mit „Love is a Shield“ weit hinausgezögert und brachte die Massen zum Ende hin noch einmal in Rage. Schön war die Bühnengestaltung mit einem riesen großen Hintergrundbild und Frauenaugen, die einen in ihren Bann zogen und hypnotisierten. Mit „The Great Commandment“ endete aber auch dieses Set nach immerhin einer geschlagenen Stunde Nostalgie.
Im Staatenhaus ging es weiter mit „Gutem, reinen Elektro“, wie es Daniel Myer von HAUJOBB selbst deklarierte. „Ohne Firlefanz in den Haaren und ohne Knicklichter“ waren seine Worte um das Publikum zu begrüßen. Der neu vorgestellte Song „Let´s drop bombs“ kam richtig gut an und wurde wohlwollend mit starkem Applaus gewürdigt. Der Kracher „Dead Market“ durfte natürlich auch nicht fehlen.
Der erste richtig große Headliner des Festivals bestellte die Scharen bereits ab 18:55Uhr zur Mainstage. EISBRECHER brachen mit der kuscheligen Nostalgieatmosphäre und wollten etwas Rock in den ersten Festivaltag bringen. Zur Einstimmung genehmigte sich Frontmann Alexx Wesselsky einen großen Schluck puren Wodkas und als Special zum Amphi 2012 führte er die „Publikumskamera ein. Während des gesamten Auftritts wurde diese herum gegeben, die Fans filmen sich und den Auftritt…. Erstaunlicher Weise kam die Kamera zum Ende auch wieder zur Crew zurück!
Unveränderte Entertainer Qualitäten überzeugten das gesamte Set über, sei es das Alex Schlagzeuger Achim über die verschwitzte Glatze leckte oder Gitarrist Jürgen voller Inbrunst mit dessen Kopf in beiden Händen einen dicken Kuss auf die Lippen gab. Die Stimmung war umwerfend! Der Kontakt und die Kommunikation ist EISBRECHER schon immer äußerst wichtig gewesen und so lief Alexx bei „MISTSTÜCK“ auch gern ein paar Meter zum Rollstuhlpodest um in der Menschenmenge zu feiern. Da blieb auch ein armer Sanitäter in Bühnengraben nicht verschont und musste kurzzeitig mitsingen!
Ebenfalls Standard ist das Verabschieden der Fans mittels ins Publikum geworfener Eisbärchen oder verteilter Rosen.
Ein riesen Tohuwabohu wurde bereits den ganzen Tag über gemacht, denn SISTERS OF MERCY gaben sich die Ehre. Ehrlich gesagt konnte ich diesen Trubel nicht nachvollziehen. Der Auftritt was mittelmäßig. Die Songs die wirklich rockten waren alte Klassiker á la „This Corrosion“ oder „Temple of Love“ , und optisch konnte man, sollten die Briten wirklich gerockt haben, leider sehr wenig erkennen, da der Nebel so exzessiv genutzt wurde wie bei keiner anderen Band zuvor. Lichtstimmung blieb aus, es verschwamm alles zu einem großen, grauen Ganzen. Den Zenit ihrer Karriere hat die bereits 1980 gegründete Band um Frontmann Andrew Eldritch bereits überschritten. Aber mit entsprechendem Namen ist eben auch 20 Jahre nach dem letzten Album eine Headlinerposition bei einem solchen Festival drin.
Nachdem die Skandinavier APOPTYCMA BERZERK ohne mich zuvor das Staatenhaus gerockt haben fand der erste Festivaltag seinen Abschluss mit DAF. Das Düsseldorfer Projekt gibt es schon seit 1978 und ist somit die an Bandjahren älteste Band auf diesem Festival. Gabi Delgado-López gab alles einen schönen Festivaltagesabschluss zu schaffen, so z.b. mit „Verschwende deine Jugend“. Er selbst sprang rum wie ein junges Reh, verbrauchte einige Liter Wasser die zur Abkühlung über seinen Kopf flossen und da die Menge nicht willig war heim zu kehren wurden zum Ende des Sets das bereits zuvor gehörten „Tanz den Mussolini“ erneut gespielt.
Henke
Autor / Foto: Mandy Privenau