Volle Kraft Voraus – Das Festival in Neu-Ulm
„Schwarz ist bunt genug“
Unter diesem Motto feierten etwa 3000 Musikbegeisterte beim diesjährigen „Volle Kraft Voraus“-Festival und damit nochmal deutlich mehr als bei der Festivalpremiere im letzten Jahr. Kein Wunder, denn die Veranstalterband Eisbrecher lud nebenbei auch noch zum 15-jährigen Bandjubiläum.
Bei sommerlichen Temperaturen und entsprechendem Rahmenprogramm – allein Eisbrecher gab über 90 Minuten (!) Autogramme – sollten es die ersten Bands eher schwer haben, das Publikum in die Halle zu bekommen. Doch weit gefehlt: schon der Opener Schöngeist um Bandleader Timur Karakus zog eine betrachtliche Fanschar aus dem sonnenüberfluteten Outdoor Bereich in die Halle. Bei düsteren Tönen war es aber dort auch schon heiß und schweißtreibend.
Es folgte Stahlmann, die bei diesem Auftritt auf ihre sonst bekannte Silberschminke verzichteten – vielleicht auch ein Tribut an die Halle. Die Menge nahm Fahrt auf zu „Spring nicht“ oder passend zum obigen Motto „Schwarz“.
Lag es an den tropischen Temparaturen oder an der Ruhe vor dem Sturm? Jedenfalls konnte Zeromancer als dritte Band die Menge und somit auch ein wenig der Stimmung nicht halten. Den verbliebenen Tanzwütigen hat es dennoch gefallen.
Es folgten die großen Drei des Festivals. Den Anfang machten die Krupps, die definitv ein absolutes Highlight des Abends waren. Mit energiegeladener und spektakulärer Liveshow fanden „Die Krupps“ die richtige Mischung aus elektronischer Musik und Metal. Besonders in Erinnerung dürften die Hits „To The Hilt“ und „Fatherland“ bleiben, bei denen die Stimmung den dis dato absoluten Höhepunkt erreichte. Die harten Beats kombiniert mit den bekannten Melodien brachte die Ratiopharm Arena ins Wanken. Angemerkt hat man der Band die knapp 40 Jahre Bandgeschichte definitiv nicht!
Mit Oomph folgte dann eine Band, die besonders in Person von Sänger Stephan „Dero“ Musiol („Augen auf, ich komme“) diese Stimmung gekonnt und routiniert mit aufnahmen und der vollen Halle alles abverlangte. Besser konnte man den Auftritt des Headliners nicht vorbereiten.
Und der ließ nicht lange auf sich warten! Eisbrecher legte los wie die Küstenwache und begann mit „Sturmfahrt“ – Wer kann schon widerstehen, wenn wir auf Sturmfahrt gehen? Genaugenommen niemand! Eisbrecher lieferte ein abwechslungsreiche Powershow ab. Wer die Band auf den großen Festivals des Sommers schon sehen konnte, bekam an diesem Abend ein komplett anderes Set zu sehen. Ein Kunstschneewirbel bei gefühlten 35° Hallentemperatur ist auch nicht alltäglich. Alex Wesselsky zog alle Register und moderierte seine eigene Show gekonnt.
Im Gegensatz zu vielen radiobekannten Mainstream-Musikern, die wachsweich jede politische Aussage vermeiden aus Feigheit irgendwo bei Fans anzuecken, positionierte sich die schwarze Szene an diesem Abend eindeutig: das „Volle Kraft Voraus“- Festival ist „Kein Ort für Faschisten“!
Egal ob Line-Up, Sound, Location oder Verpflegung, es war alles perfekt organisiert und schreit nach einer Wiederholung beim hoffentlich ausverkauften „Volle Kraft Voraus“-Festival im nächsten Jahr.
Text: Gert Lindenmayer / Matt Bischof
Fotos: Gert Lindenmayer