Volle Kraft Voraus 2023 – Neu-Ulm

Zum fünften Mal fand in der Heimstätte des frischgebackenen deutschen Basketballmeisters das VOLLE KRAFT VORAUS Festival statt. Es ist das bandeigene Festival der deutschen NDH-Größe Eisbrecher, die alle Jahre wieder befreundete Genre-nahe Bands zu einem bemerkenswerten Musikereignis zusammentrommeln.
Seit Jahren mausert sich das Festival zu einem Treff für Gothic, NDH, Elektro und Dark Rock Freunde – von allem etwas.

Neu war dieses Jahr nur der Termin. Statt September traf man sich nun Mitte Juli, was gewisse klimatische Bedingungen befürchten lies.
Nun gut, das Thermometer zeigte bei Eintritt aufs Festivalgelände niedliche 37°, so dass der Einheizerjob für den Opener SOULBOUND eigentlich überflüssig war. Der Festivalneuling dieses Jahr erledigte diesen Job natürlich trotzdem, bevor dann mit LACRIMAS PROFUNDERE ein erstes Highlight auf dem Programm stand. Die einzige komplett englisch singende Band des Tages wusste wirklich zu gefallen. Das Publikum hatte seinen Spaß, was sicher auch daran lag, dass man in der Ratiopharm Arena die Temperaturen halbwegs im Griff hatte. Natürlich war es warm, aber nicht unerträglich.
Mit Heldmaschine zog dann auch etwas Rammstein Sound in die Arena ein, allerdings ohne Pyro und Pathos. Der Sound kommt nicht von ungefähr, da die Musiker sich unter dem Namen „Völkerball“ auch als reine Rammstein Tribute Band bereits einen Namen gemacht hat. Wie abwechslungsreich dieses Festival ist, zeigte sich dann im vierten Act. Die Berliner BLUTENGEL stehen für Elektro-Sound und bieten neben einem ausgefeilten Videokonzept auf den Hintergrundleinwänden auch ein paar laszive Tanzeinlagen einiger Backgroundtänzerinnen. Diese waren sicherlich nicht so professionell wie bei Mötley Crue aktuell, sollten aber auch nicht in erster Linie vom Gesang ablenken. Vielmehr standen sie bzw. kuschelten sie für ein leicht erotisches Lebensgefühl der Berliner Club-Szene. Um im Bild zu bleiben: es näherte sich der Höhepunkt des Festivals und da zauberten die Veranstalter als Übergang zum Headliner noch etwas rockiges und namhaftes aus dem Hut. Die Bühne gehörte A.S.P, einer sehr Festival-erfahrenen Band, bei der man vom ersten Ton an auf die Übernummer „Ich will brennen“ wartet. Auch wenn sich hier weitere Wortspiele anbieten würden, so bleibt am Ende eine gute Show der Mannen um Alexander ASP Spreng. Auftrag erfüllt – der Headliner konnte kommen.
Und wie! Nach der Festivalhymne „Volle Kraft Voraus“ bewies Frontmann Alex Wesselsky ein weiteres Mal, was für ein großer Entertainer er ist. Mit Witz, Charme und Überzeugung führte er durch ein Eisbrecher Programm, dass alles an liebgewonnenen Showelementen beinhaltete, was man von Eisbrecher erwartete und erwarten konnte. Selbstironie a la „This Is Deutsch“, Power und Dynamik wie bei „Sturmfahrt“, der Gang durch das Publikum samt Gesangseinlagen der Fans zu „Miststück“ und natürlich der äußerst willkommene Schneefall zu „Eiszeit“. Alles war dabei und nach der abschließenden Reminiszenz an Falco mit „Out Of The Dark“ war wohl den meisten Besuchern eines klar: 2024 wieder zu kommen!

Text: Matt. Bischof
Fotos: Gert Lindenmayer, Michael Vogt